Wissenswertes

Rund um den Most

Herlinde und Alois Groß

Was für den Rheinländer der Wein, für die Bayern das Bier, ist für den Schwaben der Most.

Ob Äpfel, Birnen, Beeren oder Schlehen alles was Saft macht und nach der Vergärung Alkohol wird, ist für viele ein gutes Getränk. Gefüllt mit Apfelsaft und vergoren in den im Keller gelagerten Eichenfässern, war Most schon immer ein gesunder Durststiller. Egal, ob pur getrunken oder mit Mineralwasser oder süßem Sprudel vermischt, war dies das wichtigste Getränk der Bauern auf dem Land. Noch heute erzählen viele Enkel, dass Opa zwei Reihen Mostfässer im Keller hatte, die jedes Jahr neu gefüllt wurden.

 

Most - was ist das überhaupt?

In der heutigen Zeit ist das durstlöschende Getränk bei der jüngeren Generation vielfach nur noch dem Namen nach bekannt. Das Wort Most stammt übringes ab vom lateinischen "Mustum" (junger Wein) und bezeichnet vor allem den Fruchtsaft aus Äpfeln und Birnen, der durch Pressen und Vergären gewonnen wird. Also kurz gesagt: Most ist vergorener Birnen- oder Apfelsaft. Der Alkoholgehalt von "normalem" Most liegt zwischen sechs und acht Volumprozent. Zum Vergleich: Bier hat etwa fünf, Wein rund zwölf Volumprozent und bei Schnaps sind 40 % keine Seltenheit. Mit einem Kaloriengehalt von knapp 500 Kalorien pro Liter ist Most ein alkoholisches Leichtgewicht im Vergleich zu seinen Kollegen.

 

Der in Österreich als Kräuterpfarrer bekannte Prämonstratenser Mönch Hermann Josef Weidinger (+ 2004) hat den Most Zeit seines Lebens aus gutem Grund empfohlen. Most ist reich an Vitamin C, Kalium, Calcium und Magnesium. Er hilft nicht nur der Verdauung auf die Sprünge, senkt die Cholesterinwerte und vermindert die Verkalkung der Blutgefäße.

In früheren Jahrhunderten wurde Most vielfach mit Gewürzen und Kräutern wie Myrrhe, Kalmus, Pfeffer, Minze, Wacholder oder Lorbeer versetzt und als Heilmittel verwendet. Mit Quitten und den Schalen vom Granatapfel und Birnen versetzt, war er ein probates Mittel gegen Verdauungsstörungen. Laut moderner ernährungswissenschaftlicher Studien soll Most die Leistungsfähigkeit der Menschen steigern und sogar krebserregende Stoffe abbauen, kann man im Genuss-Magazin lesen.

 

Die Bauern wussten das immer schon, daher war das Getränk als Haustrunk seit jeher unentbehrlich. Sogar in der Dichtung des Mittelalters hat der vergorene Birnen- und Apfelsaft Spuren hinterlassen. Der Minnesänger Neidhart von Reuenthal, der oft und gerne bei den Bauern einen Most trankt, bekannte allo 1240 in einem Lied, dass ihm ein Krug Birnenmost aus den Händen seiner Angebeteten die trockene Kehle wieder zum Klingen gebraucht habe.

 

Obwohl man im 16. Jahrhundert dem Most eine Wachstumsförderung bei Kindern zusprach, war man in der nachfolgenden bis jüngsten Zeit bemüht, dieses Getränk den Kindern nicht zu verabreichen, schon wegen dem Alkohol. Wenn tatsächlich irgendwann ein Jugendlicher aus der Reihe tanzte, die Schule nicht schaffte und auch sonst sich nicht als der Intelligenteste zeigte, war die Aussage gleich bei der Hand: Der hat schon zu viel Most getrunken. Demnach stellt sich die Frage: Ob Most wirklich dumm macht?

 

Wie auch der Wein hat der Most eine lange Vergangenheit, die bis zu den Kelten und Römern zurückreicht. Zu damaligen Zeiten war Most ein recht rustikales, derbes Getränk, dem amn vor allem seiner verdauungsfördernden Wirkung wegen zusprach. Er war nicht zu vergleichen mit dem Most der heutigen Zeit, der sich bei den gleichen Vorteilen für den Körper spritzig und erfrischend präsentiert. Erst die Römer führten die Kunst der Veredelung ein und verfeinerten die Produktion. Most war neben Bier das populärste, weil billigste Getränk, er erfreute sich daher speziell in wirtschaftlich schlechteren Zeiten großen Zuspruchs. Doch immer wieder geriet der Most aus der Mode. Man trank Bier und Wein und Limonade.

 

Bei gewissen Veranlagungen kann Most unter Umständen auch schädlich sein. So teilte ein Bürger mit, dass bei seinem Freund Most Gicht erzeugt. Einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg nach der Aufbauzeit, wo es der Bevölkerung wieder besser ging, wurde das edle Geträk "Most" sukzessive verbannt. Nur noch ganz wenige Mostliebhaber lassen den Obstsaft heute gären und trinken zum Vesper oder auch in der Freizeit ein Krügle Most.

Schlehenblüten nutzen

Der Volksmund weiß: "Iss die ersten drei Blüten eines Schlehenzweigs und bleib' das ganze Jahr vor Fieber gefeit!"

Ein Tee aus frischen Blüten wirkt blutreinigend, stärkt den Magen und regt das Entschlacken über Niere und Darm an.

Sebastian Kneipp empfahl die mandelartig dufenden Schlehenbüten als "das harmloseste Abführmittel, das es gibt".

Blüten bevorraten: bei Zimmertemperatur auf einem Tuch ausgebreitet trocknen und dann luftdicht abfüllen.

2 bis 3 EL Blüten mit auf 70  °C abgekühltem Kochwasser übergießen und mindestens 15 Minuten ziehen lassen. Auch die jungen Blätter sind wertvolle Teebestandteile.

Aus unserer Verbandszeitschrift "Obst und Garten", Ausgabe 3/2012